01.02.2019 Ouagadougou

Donnerstagmorgen vor, während und nach dem Frühstück tätigt César einige Telefonate mit verschiedenen Bekannten und Verwandten und so kommt es, dass wir mittags einen Termin mit der Direktorin im Ministerium haben, die unsere Entwürfe bekommen hat. In der Zwischenzeit treffen wir uns noch mit Abbé Pierre, der heute in Ouaga ist, aber wieder zurück nach Fada muss. Ihm geht es gut und er grüßt ganz herzlich alle, die er kennt. Da wir an einer schönen Stelle sind (im Garten einer Internationalen Universität), bestellt César kurzerhand 2 unserer Studenten dorthin. Bruno findet uns noch ganz gut, Marie Thérèse schafft es erst spät, so dass wir nur noch kurz Zeit haben, bevor wir zum Ministerium müssen. Beiden haben wir mitgegeben, dass sie sich öfter bei mir melden sollen, damit wir wissen, wie es im Studium voran geht. Mit Marie Thérèse funktionierte das ganz gut, wurde in der letzten Zeit jedoch etwas weniger. Sie schrieb mir mal, ihr Handy sei verdorben.

Auch heute waren wir pünktlich im Ministerium! Diesmal mussten wir etwas warten, weil Frau Kiema noch eine „Treffung“ hat, wie César immer so schön sagt, wenn er eine Besprechung oder ein Treffen meint. Frau Kiema ist Direktorin im Ministerium und verantwortlich für Projekte und deren Koordination. Sie war etwas überrascht, weil der „kleine Mann“, so nennen wir den Kontaktmann im Ministerium, ihr die Unterlagen nur unvollständig weitergeleitet hat. Daher macht sie uns erst mal nicht viel Hoffnung, dass wir alles bis morgen final unterzeichnet haben, sie sagt mir aber zu, dass ich, wenn es nicht klappt, die Unterlagen in der nächsten Woche bekomme. Sie spricht gut Englisch und so kann ich auch direkt mit ihr reden. Sie werde es versuchen, jedoch müssen einige Dinge auch ihren geregelten Weg gehen, das verstehe ich sogar. Wir geben die Hoffnung aber nicht auf. Am Nachmittag rief der Hochkommissar an und meinte, er könne die Bescheinigung zur Gemeinnützigkeit ausstellen und habe seine Mitarbeiter angewiesen, uns zu unterstützen. Morgen wird ein Freund von César (einer von 1000) die Gebühr bezahlen und dann bekommen wir die Bescheinigung. Vielleicht hilft es oder es geht genau so in letzter Minute, dass wir die Vereinbarung doch noch fertigbekommen. Das Papier ist mir nicht so wichtig, wenn der Inhalt und die generelle Vereinbarung in Ordnung sind und nur noch  2-3 Unterschriften fehlen. Dann kann ich mit ruhigem Gewissen nach Hause fliegen. Auch heute war es wieder wichtig, dass man gesehen hat, dass jemand aus Deutschland kommt, um dieses Projekt zu unterstützen. Frau Kiema meinte beim Abschied, sie würde sich das auch mal gerne in Deutschland anschauen und freue sich über eine Einladung . Am Nachmittag haben wir dann Angélines neues Notebook zu einem „Experten“ gebracht, der dem Gerät die französische Sprache beibrachte und auch das Office Paket in französischer Sprache aufspielte. Der Laden war mit 2×2 Meter sehr überschaubar, der Mann wusste jedoch, was er tun muss. Das geht nicht so einfach wie bei uns, wo man sich einfach ein anderes Sprachpaket runterlädt. Internet funktioniert nur über das Handy. Das geht hier in Ouaga echt gut, aber für einen Download von mehreren GB reichte es nicht und würde zudem das Guthaben eines ganzen Monats verbrauchen. Daher werden die Computer auch noch so selten eingesetzt. Angéline hat den Rechner von ihrem Bruder geschenkt bekommen, der in Kanada lebt und dort ein gutes Geschäft betreibt. Er hat sie angerufen, sie solle sich einen bestellen. Da kaum einer Ahnung hat, war eigentlich nur die Frage, ob Dell oder HP. Es wurde ein Dell, der am nächsten Tag in Piéla vorbeigebracht wurde. Mit englischem Sprachpaket und Tastatur.

Am Abend sind wir dann wieder in unser Stammrestaurant und haben leider erneut nicht den Grillteller bekommen können. Wahrscheinlich fehlten ein paar Zutaten. Also entschieden wir uns beide für ein Hähnchen mit Knoblauch. Gab es ja schon lange nicht mehr. Anschließend kam Daniel noch vorbei und wir sprachen über die Vereinbarung zwischen der Gemeinde und dem Verein. Er sandte uns noch in der Nacht ein Muster einer anderen Vereinbarung zu, anhand derer wir unsere anpassen konnten.
Freitagmorgen wollten wir etwas auf dem Markt einkaufen, daher wollte César in der Nähe des Marktes auch frühstücken. Dummerweise war das Restaurant nicht mehr da, wo er es vermutete.
Da wir nicht noch 2 x hin und her fahren wollten, gingen wir zuerst auf den Markt /Basar oder wie immer man das nennen soll. Beim Eingang fragte ich mich, warum dort so viel Fliegen waren, dann sah ich die Frischfleischabteilung. Geschlachtetes lag natürlich ungekühlt auf einfachen Holztischen zum Verkauf und wurde so zerlegt, wie die Kunden es wollten und in einer Plastiktasche mitgenommen. Wir wollten nach ein paar Mitbringseln schauen und als ich sagte, ich würde gerne mal ein paar Ledersachen sehen, kamen aus allen Ecken Leute mit Ledersachen. Leider nichts Schönes. Es verkaufen sehr viele Leute die gleichen Sachen und mir erscheint das nicht wirklich lohnend. Anschließend sind wir noch etwas durch die Stadt gefahren, haben neue Tische für das Mädchenwohnheim in Piéla gekauft, weil dort alle kaputt sind.
Den späten Nachmittag haben wir an der Vereinbarung mit der Kommune Piéla gearbeitet, so dass Daniel diese morgen noch ausdrucken und unterschreiben wird. Dann rief Daniel an und bat uns, noch einmal zu Ina zu kommen. Ina ist die erfolgreiche Geschäftsfrau, die auch 4 Jahre in unserem Mädchenwohnheim gelebt hat. Bei Ina waren nicht nur Daniel, sondern auch weitere hochrangige Männer versammelt. Einer ist der Berater des Präsidenten, ein anderer war ein früherer Minister, ein weiterer Abgeordneter im Parlament. Dieser brache Matthias und Jean Didier zu Ina, die heute mit dem Bus von Piéla nach Ouaga gekommen sind. Ebenso waren noch andere Freund von Ina anwesend, die alle mit der Provinz GnaGna irgendwie verbunden sind. Alle bedankten sich herzlich für die Unterstützung und lobten den Weg, den wir gehen. Es sei sehr wichtig, in die Ausbildung zu investieren. Jetzt bin ich müde und werde meine vorerst letzte Nacht, zumindest für diesen Besuch, in Burkina Faso verbringen. Schade, aber auch schön. Ich freue mich aufs Wiedersehen mit meinen Lieben, auch wenn die ca. 40 Grad Temperaturunterschied hart werden.

Gute Nacht
Uli

 

30.01.2019 Abschied aus Piéla

Am Dienstagabend haben wir mit reichlich Hähnchen Abschied gefeiert, Bier gab es natürlich auch. Nach dem Essen hat César ein Stück weißen Stoff an die Wand gehängt, den Beamer aufgebaut und dann haben wir den Vorspann Film vom Bigband Konzert mehrere Male angeschaut. Kino in Piéla .Vor allem die alten Bilder sorgten für Belustigung und riefen alte Erinnerungen wach. So habe ich wieder nette Geschichten aus der Anfangszeit erfahren. Wir haben beschlossen, Mittwochmittag nach Ouagadougou aufzubrechen, falls wir bis Mittwochvormittag keine Antwort auf unsere Mail ans Ministerium erhalten. Es kam keine Antwort und so machten wir uns auf dem Weg. Morgens habe ich mich schon von Artur, Wendy und Angéline verabschiedet. Wir immer, geht das hier so, als würde man zur Tankstelle fahren: Auf Wiedersehen und gute Reise. Wendy hat noch Grüße an Martina, Annika und Nils ausgerichtet. Sie ist so viel weiter als viele Gleichaltrige. Während die andern Kinder spielten, saß sie gestern Abend in einer Ecke und lernte. 9 Jahre und schon in der 5. Klasse . Ich habe ihr und César gesagt, dass sie jederzeit bei uns willkommen sei, wenn sie z.B. mal studieren möchte. Ich sagte in 8 Jahren und sie meinte, sie komme in 2 Jahren. Ich mag alle Kinder, aber Wendy ist und bleibt meine Nr. 1. Vom kleinen Tony habe ich mich mit Luftballons verabschiedet. Er hat es mit seinen 2 Jahren faustdick hinter den Ohren. Weiß genau, wie er sich gegen seinen 4 Jahre älteren Bruder durchsetzt.

 

Die Fahrt war wie immer, holprig und viel zu lang.

Zumindest sind wir jetzt in Ouaga und können die nächsten beiden Tage schnell reagieren bzw. um einen kurzfristigen Termin bitten. Wir sind erneut in der gleichen Herberge wie bei den letzten beiden Aufenthalten. Sehr einfach, für hiesige Verhältnisse sauber und für unsere Verhältnisse günstig. Ein Zimmer kostet 7,5 €/ Nacht. Das nimmt César in seiner Herberge in Piéla auch für die klimatisierten Zimmer, 6 € für die ohne. Césars Herberge läuft ganz ordentlich dafür, dass sie noch nicht so bekannt ist. Er hofft, dass er, wenn die Straße gemacht wird, alle Zimmer über längere Zeit an die Arbeiter vermieten kann.

Die Route National 18, vergleichbar mit einer Autobahn, natürlich nur vom Rang her, soll mit Teer versehen werden. Somit könnte man auf geteerten Straßen von Ouaga bis nach Piéla gelangen. Wäre etwas weiter, aber bestimmt schneller. Mal sehen, wie es beim nächsten Mal sein wird.

Jetzt gehen wir essen, das erste Mal seit langem etwas anderes als Hähnchen

Gute Nacht und drückt uns die Daumen, dass alles so klappt, wie wir uns das vorstellen

Uli

Newsletter NL 116 der DBFG

Liebe Mitglieder der DBFG,

den neuen Newsletter NL 116 der DBFG finden Sie unter
http://www.dbfg.de/NL_116.pdf
Geben Sie bitte diesen Link in Ihrer Gruppe oder Ihrem Verein und an
alle Interessierten weiter.

29.01.2019 Rückblick auf Montag

Hier nun der Rückblick auf gestern:

Geplant war, die Dokumente für den Hochkommissar auszudrucken und in Bogandé abzugeben. Außerdem wollten wir noch die beiden verbliebenen Partnerschulen besuchen. Beim Durchlesen der Anforderung fällt uns auf, dass noch eine Liste mit den Mitgliedern des Vorstands fehlt  Diese Liste muss mit Kopien der Ausweise und Unterschriften versehen sein. Also eine Liste erstellen (mit dem schon geschilderten Problem in Word), alle Mitglieder anrufen und bitten, zu César nach Hause zu kommen (direkt). Obwohl ich die afrikanische Gelassenheit schon sehr angenommen habe, sah ich durch diesen Umstand am Ende den Erfolg der ganzen Reise gefährdet und war ziemlich ungehalten. Das habe ich César auch gesagt. Aber es ließ sich nicht mehr ändern. Stunden später ging es nach Bogandé zum Hochkommissar. Der zuständige Mann und der Hochkommissar waren nicht da. Ein anderer Mitarbeiter hat sich dann unserem Anliegen doch noch angenommen und sich die Sachen schon einmal angeschaut. Jetzt müssen wir sehen, dass wir die Bescheinigung noch bekommen, bevor es am Donnerstag?? nach Ouaga geht. Ich habe daraus gelernt und werde César bei diesem Thema treiben, aber auch noch mehr unterstützen. Wir werden die Unterlagen fürs Ministerium per Mail vorab senden, damit wir zumindest bis Freitagabend doch noch die Unterschrift des Ministers bekommen. Genau das wollte ich eigentlich nicht, aber so schnell werden wir die Mentalität nicht ändern. (Warum heute etwas machen, wenn ich noch nicht weiß, was morgen sein wird). Heute Morgen ging es schon um kurz nach 7:00 Uhr los mit Besuchern. Wir waren noch beim Frühstück, da saß schon die erste Delegation im Hof, um für einen Brunnen vorzusprechen. Wir mussten dieser Gruppe genau wie noch 2 anderen mitteilen, dass wir in den nächsten Jahren keine Brunnen geplant haben und unsere Kraft und unser Geld in das Ausbildungszentrum stecken müssen. Daneben haben wir ja auch noch genug andere Verpflichtungen, die alle bedient werden müssen. (Mädchenwohnheim, Schulen, Patenkinder). Das mit den Besuchen wird bis zum letzten Moment so weitergehen, sei es um eine Bitte vorzutragen oder einen Brief für die Pateneltern in Deutschland mitzugeben. Geschenke wird es auch geben, jedoch habe ich César schon gesagt, dass die Eltern der Patenkinder das Geld lieber in ihre Kinder investieren sollen. Die wenigsten verstehen das, ich möchte aber auch keinen Koffer voll der traditionellen Piéla Gewänder mitnehmen, die in Deutschland niemand anzieht oder nutzt. Es ist zudem sehr einfache Qualität und ich habe von meinen früheren Besuchen genügend zu Hause.
So, das war der Rückblick auf den Montag und den Dienstagmorgen, mit etwas Abstand betrachtet.
Die beiden Schulen haben wir gestern Abend und heute Morgen dann auch noch besucht.
Die Zeit in Piéla geht jetzt schnell vorbei und ich hoffe, dass in Ouaga alles nach meinen Vorstellungen verläuft und ich am Samstag mit klaren Vereinbarungen zurückfliegen kann.

Bis demnächst
Uli

20.01.2019 Die letzte Woche beginnt.

Das Wochenende haben wir tatsächlich recht ruhig verbracht. Den ganzen Samstag haben wir an der Finalisierung der Dokumente für den Hochkommisar und das Ministerium gearbeitet. Das war mit Césars recht bescheidenen Kenntnissen in Word und Excel nicht immer einfach. Aber Übung macht den Meister. Das Ganze hat in der Tat 7 Stunden benötigt, wobei wir kaum unterbrochen wurden. Das einzige Handicap war, dass der Strom schon seit der Nacht weg war und der Laptop dann irgendwann über die Solaranlage laden musste.
Zum Glück funktioniert diese zumindest noch teilweise. Eine große Batterie und ein kleiner Wechselrichter schaffen zumindest diese Aufgabe. Der Strom war in den letzten Tagen immer wieder mal weg. So ist ein Kühlschrank natürlich auch nicht wirklich ein sicherer Aufbewahrungsort für verderbliche Waren. Daher habe ich bei meinem Großeinkauf in Ouaga darauf geachtet, dass ich nur Nahrungsmittel kaufe die es ohne Kühlung aushalten. Ausnahme war die Butter. Ich hätte die auch nicht gekauft, César meinte aber “ es wäre schön“. Somit hatten wir bei der Ankunft hier in Piéla schon fast flüssige Butter, die zwischenzeitlich auch schon das ein oder andere Mal den Zustand von hart gefroren bis zu fast flüssig gewechselt hat. Ich verzichte lieber auf Butter. Damit bin ich bisher gut gefahren.
Sonntag ging es wieder um 8 Uhr mit der ganzen Familie in die Messe. Danach haben wir einen Brunnen begutachtet, der im Auftrag der Gemeinde gebaut wird. Dieser wird nicht gebohrt, sondern mit Hand wurde ein 12 Meter tiefer Brunnen gegraben und Stück für Stück hoch betoniert. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass diese Art viel billiger ist als zu bohren. César sagt mir, dass diese Varianten nur 40 bis 50 % der gebohrten Brunnen koste. Das geht aber nur dann, wenn man sehr genau weiß, dass man in einer relativ „geringen“ Tiefe von 10 – 12 Meter auch Wasser findet.
Unsere Brunnen werden meistens zwischen 35 und 60 Meter tief gebohrt. Dazu ist das keine Alternative. Ich werde mir zu Hause jedoch noch einmal ein Angebot zu einem Wassersuchgerät genauer anschauen, denn diese sind mittlerweile so gut, dass man die Tiefe und Menge des vorhandenen Wassers sehr gut vorhersagen kann. Zumindest besser als mit der Wünschelrute oder den Messmethoden, die bisher angewandt werden. Wenn sich mit einem solchen Gerät nur 3 Stellen zur Handschachtung finden lassen, macht es sich schon bezahlt. Der Rest des Sonntags bestand aus vielen Gesprächen. Angéline war mit Tony wieder nach Kouri zum Arbeiten und meine kleine Wendy litt an einem Malaria Schub. Mit der Zeit lässt sich hier Malaria kaum verhindern. Diese Schübe machen sich mit Kopfschmerzen, Fieber, Schweißausbrüchen und allgemeinem Unwohlsein bemerkbar. Es gibt Medikamente, die diese Symptome bekämpfen, jedoch nach wie vor nichts zur Heilung!
Wusstet ihr, dass Malaria die Krankheit ist, an der die meisten Menschen weltweit sterben?
Jährlich sterben ca. 450.000 Menschen an dieser Krankheit. Es ist beschämend, dass die Pharmaindustrie hier nicht mit viel mehr Aufwand nach Lösungen sucht. Da es sich durchweg um sehr arme Regionen handelt, fehlt anscheinend der finanzielle Anreiz, solche Medikamente in großem Umfang zu erforschen. Immer wieder werden mal unerforschte Medikamente in die Region verstreut, das sind aber Versuche am Menschen und nicht wirklich hilfreich.
Ich nehme Tabletten, welche die Infektion verhindern. Diese kann man aber nur über kürzere Zeiträume nehmen, da sie sonst Nebenwirkungen haben.
Den heutigen Tag muss ich noch mal sacken lassen und werde morgen davon berichten.

Bis dahin eine gute Nacht

Uli

 

25.01.2019 Endspurt ins Wochenende

Freitagmorgen: Cesar muss noch mal zur Arbeit, so kann ich schon mal die Fotos und Daten der Patenkinder sortieren. Es waren leider nur 47 Patenkinder beim Treffen. Das ist natürlich auch darin begründet, dass es zum Teil sehr weite Strecken vom Wohn-/ Aufenthaltsort der Kinder bis nach Piéla sind. Vielleicht kommt das ein oder andere Kind noch bei uns vorbei oder wir treffen es irgendwo bei unseren Aktivitäten. Wir hatten uns für heute einige Besuche vorgenommen. So ging es vor Mittag noch in die beiden Schulinspektionen von Piéla, in einer davon arbeitet César. Wir erklärten den Leitern der Inspektionen sehr detailliert, was wir so machen und wie wir die Schulen unterstützen. Besonders bei Césars Inspektion fand ich das schon etwas befremdlich, da wir seinen Chef vorher schon 2 Mal getroffen haben. Trotzdem wurden wir uns so vorgestellt, als würden wir uns das erste Mal überhaupt sehen. Na ja, das ist halt Kultur J, meins ist das nicht. Dagegen ist britischer Smalltalk noch echt sinnvoll. Ich kenne es und wundere mich nicht mehr so sehr wie bei den ersten Besuchen. Danach ging es noch in eine Schule, die wir aus den Mitteln der Partnerschule bei einem noch zu definierenden Kleinprojekt unterstützen werden. Eigentlich wollten wir gegen 15:00 Uhr weitermachen, ein Anruf des Bürgermeisters änderte jedoch diesen Plan: Er sei in Piéla und warte in Bistro auf uns. Somit gab es über Mittag ein „Arbeitstreffen“ mit 1,3 Litern Bier. Wir konnten uns nur kurz mit Daniel abstimmen, da ein Bürgermeister immer sehr gefragt ist, wenn er in einem Bistro sitzt. Um 15:00 fuhr er wieder nach Ouagadougou, wo wir uns nächste Woche auf jeden Fall noch einmal sehen, um den Vertrag mit dem Ministerium hoffentlich fertig zu machen. Wir fuhren direkt nach dem Treffen zum Präfekten von Piéla, dem Verwaltungschef der Gemeinde. Der Bürgermeister arbeitet ehrenamtlich. Anschließend noch in die neue Partnerschule, die Grundschule École Catholique.
Hier wurde die Möglichkeit einer Partnerschaft mit einer Schule in Deutschland positiv aufgenommen. Natürlich. Wir wurden durch alle 6 Klassen geführt, von denen jede zwischen 65 und 85 Schüler hat. In der 2. Klasse trafen wir auf Arthur, den Sohn von César. Wendy geht mit ihren 9 Jahren schon in die 5. Klasse. Sie ist ein sehr intelligentes Mädchen und wird bestimmt ihren Weg machen.
Um 18:00 Uhr, pünktlich zum Sonnenuntergang, ging unser Tag dann auch, was die Termine angeht, zu Ende. Zu Hause müssen 2 Hähnchen ihren Weg in die Küche antreten. Danach und fürs Wochenende stehen erst einmal keine Termine an. Da am Wochenende wieder die große Pilgermesse in Fada’N Gourma ist, werden viele Menschen dort sein und wir etwas Ruhe haben. Wir haben uns bewusst gegen den Besuch entschieden, da wir solch große Menschenmengen aus Sicherheitsgründen meiden möchten, und ich mir zudem vor 4 Jahren einen solchen Sonnenbrand geholt habe, dass Wendy, wenn sie über mich gesprochen hat, nicht mehr von dem Weißen, sondern von dem Roten sprach.
Ich werde am Wochenende keinen Beitrag schreiben und mich etwas erholen, bzw. versuchen, mit Cesar viele alltägliche Dinge zu besprechen. Falls es dazu etwas Spannendes geben sollte, werde ich euch daran teilhaben lassen.
Ich wünsche euch allen ein ruhiges und entspanntes Wochenende.
Morgen beginnt schon die letzte Woche, die Zeit ist geflogen.
Gruß
Uli

Sonnenutergang

École Catholique

Klasse 2 mit Arthur

Begrüßung

Daniel

Piéla E

Büro Cesar

24.01.2019 Sekouantou und Patenkinder

Mittwochmorgen fahren wir schon um halb 8 los, um die Grundschule in Sekouantou zu besuchen. Diese Schule ist die Partnerschule der Marienschule in Euskirchen. Mit Hilfe der Marienschule konnten wir in den letzten 15 Jahren schon sehr viele Projekte umsetzen: Brunnen, Schulbänke, Kantine, Eselskarren, Renovierung der Böden in den Klassen, Neubau einer 4 Klasse und vor 2 Jahren den Bau einer Bibliothek. Zusätzlich musste, leider viel zu oft, Hungerhilfe in Form von Nahrungsmitteln gewährt werden. Einige Klassen der Marienschule haben Patenschaften für Kinder übernommen und ermöglichen diesen den Besuch der Schule. Schulbesuch ist zwar Pflicht, muss aber bezahlt werden. Auch im letzten Jahr haben die Schüler bei den verschiedenen Aktivitäten sehr fleißig gesammelt. Beim Sponsorenlauf an der Steinbachtalsperre im Juli waren wir mit unseren Gästen aus Piéla sogar vor Ort.
In der Schule in Sekouantou wurden wir freudig begrüßt und bei einem Rundgang zeigte man uns alles: Der Schulgarten und der Brunnen waren gut intakt. Die Bibliothek ist mittlerweile zu einer weiteren Klasse umfunktioniert worden, in der 107 Kinder lernen! Und der Bedarf ist noch größer.
Bei der anschließenden Zusammenkunft mit Lehrern und Eltern wurde nach den freundlichen und langen Begrüßungen jedoch auch Klartext gesprochen. Es wurde der Wunsch an uns herangetragen, beim Bau einer weiteren Klasse zu helfen. Das ist verständlich. César forderte die Lehrer und Eltern, aber auch alle Bewohner des Ortes auf, beim Bau zu helfen. Getreu unserem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“. Ich merkte zudem an, man möge sich bitte mal Gedanken über die Anzahl der Kinder machen. Das sorgte für nachdenkliche Gesichter. Auch wenn ich die hiesige Sprache Gourmanché nicht verstehe, bin ich mir sicher, dass César das auch so übersetzt hat. Dieses Thema besprechen wir sehr oft, auch wenn wir keine Patentlösung dafür/dagegen haben. Für mich ist das eins der großen Probleme, weil das ständige Anwachsen der Bevölkerung die ganze Entwicklung verwässert. Ein Beispiel: Es gehen heute prozentual weniger Kinder zur Schule, obwohl es absolut viel mehr sind. Mit der Ausbildung ist es genauso. Der Minister erklärte uns, warum es so schwer sei, die gesetzten Ziele zu erreichen. Zurzeit wächst die Bevölkerung in Burkina Faso jährlich um 3 %. Das bedeutet, dass sich die Bevölkerung in ca. 25 Jahren verdoppeln wird. Und das in fast allen Ländern Afrikas.

Die Vertreter der Eltern und des Dorfes versicherten uns, dass sie alle nur erdenkliche Hilfe leisten würden und wir überreichet einen symbolischen Scheck über 3,2 Millionen CFA, das sind ungefähr 5000 €. Damit soll das Gebäude gebaut werden.
Im Anschluss bekamen wir zum Dank noch etliche Hähnchen und Hühner.
Auf dem Rückweg wurde eins an einer Grillstelle direkt zum Mittagessen verarbeitet. Pech gehabt.
Anschließend führte uns der Weg noch nach Kouri, dem Heimatort von Daniel und dem Arbeitsplatz von Angéline.
Angéline hat dort eine Wohnung vom Krankenhaus. Nach und nach trudeln dann fast alle ihre Kollegen bei ihr ein, um mich zu begrüßen. Im Anschluss besichtigen wir das Krankenhaus. Die verschiedenen Abteilungen sind in z.T. weit entfernten Gebäuden untergebracht. Man erklärte, da sei, um eventuelle Infektionen von den anderen Abteilungen fern zu halten. Es gibt eine Geburtsstation, was ja schon mal ein echter Fortschritt ist. Hier werden im Monat ca. 60 Kinder geboren. Wisst ihr, dass die kleinen Kinder bei der Geburt noch nicht dunkelhäutig sind? Sie werden mit hellerer Hautfarbe geboren und die Farbe entwickelt sich erst nach der Geburt, bald sind sie dann auch „schwarz“.
Man darf keine europäischen Maßstäbe anlegen, sonst wäre man entsetzt. Es ist jedenfalls besser, als in einer Lehmhütte ohne Strom und Licht das Kind zu bekommen. Es gibt Ärzte, welche die Frauen schon während der Schwangerschaft untersuchen und betreuen. Es freut mich, dass es hier ein Büro zur Familienplanung gibt. Ob es genutzt wird, weiß ich nicht. Da es keinen Strom im Krankenhaus gibt, Licht kommt von kleinen Solaranlagen, gibt es auch fast keine Geräte. Das einzige technische Gerät ist ein gasbetriebener Kühlschrank, der zur Kühlung von Impfstoffen dient.
Neben der Kinderstation gibt es auch eine allgemeine Abteilung für alle anderen Fälle. Die Patienten müssen, wenn sie im Krankenhaus bleiben, selber kochen. Dazu gibt es Kochstellen. Die Lebensmittel müssen mitgebracht werden.
Ein HOCH auf unser Gesundheitssystem! Denkt mal daran, wenn ihr euch wieder über Kleinigkeiten ärgert oder aufregt. Das ist Jammern auf sehr hohem Niveau.
Am Abend waren wir noch bei den Pfarrern Abbe Jakob und Celestine zum Abendessen eingeladen. Nur Abbe Jakob war da. Abbe Celestine hatte noch Termine in der großen Gemeinde und blieb über Nacht in einem der Dörfer. Der Koch hatte wieder gut gekocht und bei den Priestern kann sogar ich etwas essen.

Donnerstag 24.01.2019
Heute stand das Treffen mit den Patenkindern und ihren Eltern an. Die meisten haben ihr Schulgeld schon bekommen, andere bekommen es erst heute, da einige Pateneltern es sehr spät überwiesen hatten. Auch in diesem Kreis musste ich über die Zukunft der Patenschaften in Bezug auf die Kommunikation, die mangelnde Transparenz, das Alter mancher Kinder und die teilweise sehr schlechten Leistungen in der Schule sprechen. Es kann aus meiner Sicht nicht sein, dass die Kinder immer weiter zur Schule gehen, nur weil jemand Schulgeld bezahlt. Auch unser Patenkind hat mehrere Jahre gebraucht, um das 10. Schuljahr und die Prüfung zum Gymnasium zu bestehen. Er wird im Februar 22 Jahre alt und geht in die 11. Klasse am Gymnasium. Er ist in den letzten 4 Jahren ein staatlicher junger Mann geworden. In diesem Jahr fahren wir seine Familie nicht besuchen, da dieser Ort zu weit abseits der großen Straßen gelegen ist. Schon am Morgen hat er zusammen mit seinem Vater einen stattlichen Hahn als Geschenk vorbeigebracht und mich auf Deutsch begrüßt und sich nach Martina, Nils und Annika erkundigt. Ich erinnere mich noch, dass ich ihm vor 4 Jahren ein Foto der ganzen Familie mitgebracht habe und er es jedem gezeigt hat mit dem Hinweis auf die Namen.
Insgesamt waren 48 der 80 Patenkinder anwesend, viele mit ihren Vätern oder Müttern. Ich bin sehr gespannt, ob die Worte gehört und vor allem verstanden wurden. Von den anwesenden Patenkindern werde ich Bilder und den aktuellen Status in der Schule mitbringen. Zu mehr hat die Kommunikation nicht gereicht. Mit Matthias hat es aber geklappt, wir haben das jetzt schon mehrfach gemacht und wissen, wie wir uns verständigen.

Am Nachmittag kam dann die Nachricht, dass es eine neue Regierung gebe und zu unserer Freude ist der Minister für Bildung unverändert der Minister, mit dem wir Anfang letzter Woche gesprochen haben. Erstaunt hat mich, dass sich ein solch armes Land über 30 Minister gönnt. Wenn man genauer hinschaut, gibt es aber Ressorts, an die niemand in Deutschland überhaupt denkt. Minister für Wasser, Minister für Alphabetisierung. Es gibt auch eine Ministerin nur für Frauen. Wir sind sehr glücklich, dass wir uns nicht auf einen neuen Minister einstellen müssen und warten ab, wie es weitergeht. Natürlich warten wir nicht wirklich, sondern zum Ende werden die Termine immer mehr und die Tage immer länger.

Gute Nacht
Uli

22.01.2019 Kindergarten und Schule

Nachdem am Wochenende die Regierung zurückgetreten ist, hat der Präsident am Montag einen neuen Premierminister ernannt: Christoph Josef Dabiré. Er ist ein erfahrener Politiker, was meiner Meinung nach in der jetzigen unruhigen Zeit gut ist. Langfristig braucht das Land jedoch mehr Erneuerung, da auch Diabiré schon unter Blaise Compaoré, dem nach 27 Jahren im Oktober 2014 vertriebenen Präsidenten, Minister war.
Meine Befürchtung, dass nun die Gespräche mit dem Minister nicht mehr viel wert sind, ist zumindest nach Daniels Aussage unbegründet. Er meint, dass Herr Ouaro Minister bleiben wird, da er einen guten Job macht. Ich hoffe, dass es so kommt. Wir haben auch am Montag an den Papieren fürs Ministerium gearbeitet. Da die Cuo Fi eine anerkannte gemeinnützige Organisation ist, muss sie dies regelmäßig nachweisen. Daher muss jetzt eben auch das noch erledigt werden.
Dienstag waren wir dann zu ein paar Besuchen in Piéla unterwegs.

Im Kindergarten Piéla, der durch uns errichtet und dann an die Gemeinde Piéla übergeben wurde, konnte ich endlich mit meinen Luftballons punkten. Wir hatten zudem einen symbolischen Scheck über 1 Million CFA dabei. Das Geld stammt vom Kindergarten in Iversheim, dessen Kinder jedes Jahr am Nikolaustag in Iversheim für den Kindergarten in Piéla sammeln gehen. Im letzten Jahr waren das fast 1400 €! Im Gespräch haben wir die Leitung des Kindergartens gebeten, das Geld in sichtbare Projekte zu investieren, die wir beim nächsten Besuch sehen können. Wir möchten den Spendern und dem Kindergarten in Iversheim zeigen können, was aus ihrem großen Engagement geworden ist.
Die gleiche Nachricht gab es auch in der Grundschule „Piéla A“. Die ehemalige Partnerschule in Deutschland hat ihre Unterstützung leider eingestellt, wir haben jedoch mit dem Erich- Klausener Gymnasium aus Adenau eine weitere Schule gewinnen können, die uns nun seit einigen Jahren unterstützt. So können wir auch in Piéla A, eine der ältesten Schulen in Piéla, weiter helfen.
Zwischen den beiden Besuchen waren wir noch beim Polizeipräsidenten, den wir schon vorher einmal „inoffiziell“ im Bistro getroffen hatten. Er versicherte mir, dass wir in Piéla sicher seien und begrüßte unsere Pläne, nicht in die abgelegenen Dörfer zu fahren. Für den nächsten Besuch versprach er, dass wieder alles gut werde. Wir alle hoffen es!!
Da wir in diesem Jahr keine Patenkinder besuchen werden, sollen diese alle nach Piéla kommen. Weil wir dieses Treffen für Donnerstag geplant haben, müssen heute noch einige Anrufe getätigt werden.
Übrigens: Ich glaube, der Winter kommt. Nachts kühlt es jetzt bis auf 18 Grad ab und morgens ist es echt „kalt“, die Kinder ziehen Jacken an und auch mir ist es kühl. Tagsüber taut es dann aber wieder auf, bis 35 Grad. Ich bin mal gespannt, wie groß der Unterschied sein wird, wenn ich in Brüssel lande. Ich hoffe schon jetzt, dass bis dahin die größte Kälte in Europa vorbei ist.

20.01.2019 Wochenende in Piéla

20.01.2019

Am Samstag gab es ein Treffen mit den Mitgliedern einer Fußballmannschaft, die sich dafür bedanken wollte, dass wir sie mit Trikots und Bällen unterstützt haben.  Das Ganze fand im Bistro statt. Anschließend nutzten wir die Zeit, um in der Herberge noch ein paar Restarbeiten zu erledigen. Wir schraubten einige Holzlatten an die Betten, an denen die Moskitonetze befestigt werden. Ebenfalls befestigten wir noch einige Gardinenstangen. Mit den beschränkten technischen Mitteln ist das manchmal gar so einfach. Wie immer an den Wochenenden kommen viele Besucher, so dass der Tag schnell um ist. Am frühen Abend gehen wir in die Messe. Samstags wird diese in französischer Sprache gehalten. Deshalb sind fast nur jüngere Menschen in der Kirche. Da ich beide Sprachen nicht verstehe, war es egal, jedoch fand ich die traditionelle Messe feierlicher.
Vor der Messe besuchten wir noch Veronique. Sie war 2002 bei einem Besuch in Deutschland dabei und schon sehr lange im Komitee der Cuo-Fi. Leider ist sie vor 2 Jahren erkrankt, kann nicht mehr laufen und ist sehr abgemagert. Woran sie leidet, kann mir niemand sagen, ärztliche Behandlungen waren aber bisher nur bedingt erfolgreich. Sie lebt zusammen mit ihren Eltern, ihrer Tochter und Enkelin und wird gut versorgt. Ihr Mann ist schon vor vielen Jahren gestorben.
Nach der Messe besuchte uns noch Césars Chef. Wir aßen zusammen und tranken anschließend noch ein Bier. Angéine hatte aus Mais Toe gemacht, dazu Soßen und Salate. Den Toe habe ich probiert. Auf die Soßen und Salat habe ich lieber verzichtet.
Sonntag hatte Tony Fieber und so ist Angéline mit ihm nach Kouri zum Krankenhaus gefahren. Ich bin nicht sicher, ob sie auch sonst hätte arbeiten müssen, aber so war sie den ganzen Tag arbeiten und blieb auch über Nacht mit Tony in Kouri. Sie hat dort im Krankenhaus ein Zimmer/ Wohnung. Die Kinder gingen zur Messe und César und ich haben ganz unchristlich in der Herberge weitergemacht mit Gardinenstangen befestigen usw. Gegen 16:00 haben wir uns das Grundstück für das Ausbildungszentrum angeschaut. Ganz schön groß, ca.6 Hektar. Danach sind wir zu den Mädchen in unserem Mädchenwohnheim gefahren, und hatten wieder schöne Momente. César und ich haben kurz erklärt, was uns wichtig ist und, dass die Mädchen diese Chance, die sie hier bekommen, bitte nutzen sollen. Das Beispiel von Ina hat sie beindruckt. Anschließend hatten die Mädchen die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Genau wie beim letzten Besuch fragte ein Mädchen nach der Größe meiner Familie und alle waren sehr überrascht, dass ich nur 2 Kinder habe. Als César dann Bilder zeigte, waren die Mädchen nicht mehr zu halten. Es stellte sich heraus, dass es auch eine Annika unter ihnen gibt und Nils wollten mindestens die Hälfte der 39 Mädchen heiraten?. Ich wurde auch zu einer Einschätzung zum Schulsystem in Burkina Faso gebeten, welches mir zwar nicht mehr ganz fremd ist, aber auch noch nicht so vertraut. Ich habe den Mädchen mitgegeben, dass es nicht nur am System liegt, sondern das Wichtigste sei, was jeder Einzelne aus seinen Fähigkeiten macht.
Die Mädchen waren wirklich locker, was nicht immer der Fall ist, aber viele kennen mich auch schon und so wussten sie, dass man mich alles Fragen darf. Zum Abschied begleiteten sie uns zum Auto und sehr viele versuchten mich kurz zu berühren, wie es sonst nur die kleinen Kinder machen, die nicht glauben können, dass man so blasse Haut hat.
Das war auch schon das Wochenende.
Gute Nacht und bis bald.
Uli

Montagmorgen haben wir erfahren, dass die gesamte Regierung hier in Burkina Faso zurückgetreten ist. Ich hoffe nur, dass dies keine Auswirkung auf die Zusagen hat, die wir letzte Woche vom Minister bekommen haben. Wir müssen abwarten was passiert.

Torima

Grundstück

18.01.2019 Arbeiten fürs Ausbildungszentrum

18.01.2019

Gestern Abend musste Angeline noch lange arbeiten und sie wollte so spät nicht mehr mit Tony auf dem Roller nach Hause fahren. Es sind zwar nur 12 km, aber auf den Straßen ist auch das zu gefährlich. César war schon zu müde (auch vom Bier) und so bat er den Fahrer des Bürgermeisters, Angéline und Tony in Kouri abzuholen. Kafe, so heißt der der junge Mann, kommt kurze Zeit später, um mit Cesars Auto die beiden abzuholen. César hat ihm früher den Führerschein bezahlt, wie so vielen anderen auch. Momentan zahlt er für Josef (Jesopie), der ihm bei allen möglichen Dingen hilft.
César hatte am frühen Abend einen riesigen Fisch aufgetaut und zum Grillen vorbereitet. Dieser wurde irgendwo im Dorf gegrillt und dann wieder zurückgebracht. Nachdem Angéline und Tony und auch Kafe zurück waren, hat die ganze Familie den Fisch verspeist und die Reste vom dem, was von meinem Essen übrig war. (Pomme frites, Alloco, und Gemüse). Die Esskultur ist schon etwas Besonderes. Man isst mit den Fingern, die man sich natürlich vorher gewaschen hat, direkt von der Platte auf dem Tisch bzw. die Kinder bekommen was auf einen Teller und setzen sich irgendwo auf den Boden und essen gemeinsam dann von diesem. Auch das Hausmädchen, Jesopie, Hund und Katze bekommen etwas von dem lecker riechenden Essen ab, so dass alle satt werden. Ich verzichte, da mir meine Gesundheit wichtiger ist. Die Verarbeitung von Lebensmittel ist schon sehr speziell und ich fürchte, dass ich das nicht vertragen würde. Hier gibt es zu jedem Essen sehr scharfe Gewürze, die den gleichen Zweck erfüllen wie die Medizin (Eifelgeist und Pastis), die wir nach dem Essen immer trinken. Danach sitzen wir noch bei einem Bier zusammen.
Freitagmorgen muss Angéline nach Bogandé zu einem Treffen im lokalen Ministerium für Gesundheit. César muss auch arbeiten, so dass ich mir die Dokumente anschaue, um das Bildungssystem besser zu verstehen. Nach Mittag ziehen wir uns wieder in die Herberge zurück, um an den Ausarbeitungen für das Ministerium weiterzuarbeiten. Dort kommt nicht alle 5 Minuten jemand, der uns ablenkt, so dass wir weiterkommen. Wir entscheiden, dass wir die Berufe Elektriker mit Solartechnik und Maurer ausbilden werden. Für unsere Zielgruppe, Kinder nach der 6. Klasse, erscheint uns das die beste Wahl, auf die später in Spezialisierungen ggf. noch aufgebaut werden kann. Die Ausbildung ist quasi der Ersatz der mittleren Bildungsebene, die sonst in der Schule in den Klassen 7-10 durchgeführt wird. Sie dauert ebenfalls 4 Jahre.
Wir kommen ganz gut voran und trotzdem sitzen wir bis 20:00 Uhr an dem Kosten- und Ausführungsplan. Danach schnell nach Hause und etwas kochen. Angéline hat angerufen, dass sie heute in Bogande bleibt, da so viel im Krankenhaus zu tun ist und sie morgen auch noch dort arbeiten muss. Das ist Flexibilität. Das wars für heute. Es wird jeden Tag wärmer und das schafft einen, ohne dass man sich groß anstrengt oder in der Sonne ist. Abends, wenn ich ins Bett gehe, sind es meistens 31 Grad im Zimmer, das kühlt erst gegen 5 Uhr auf angenehme 25 Grad ab, aber ab 6:00 Uhr wird es dann auch schon bald wieder wärmer. Tagsüber sind es 37 Grad
Gute Nacht
Uli